Checklist
Aus der Praxis

Vereinfachung der Sprache in der Sozialhilfe

04.09.2022
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Beim Versuch, infolge einer Notlage Sozialhilfe zu beantragen, laufen viele Menschen häufig gegen eine Wand. Die bürokratischen Verfahren sind zu komplex, zu lang und zu unverständlich. Die systematische Erhöhung der Komplexität von Verwaltungsschreiben kann bei den Hilfesuchenden zu grosser Verwirrung führen bis hin zur Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen und von Unterstützung, die ihnen eigentlich zusteht.

Die Sozialabteilung der Stadt Biel hat vor ­einigen Monaten damit begonnen, die Anmelde- und Informationsunterlagen für Sozialhilfeempfänger zu vereinfachen. In einem ersten Schritt wurde das Anmeldeformular für die Sozialhilfe intern überarbeitet und anschliessend an ein speziali­siertes Textbearbeitungsunternehmen geschickt, um den Text so weit wie möglich zu ver­einfachen. Zusammen mit dem Formular wurde auch das Informationsblatt, das u.a. die Rechte und Pflichten in der Sozialhilfe erläutert, überarbeitet und in die einfache Sprache übersetzt. Eine der Herausforderungen bei der Verwendung der einfachen Sprache besteht hier darin, das Verständnis zu erleichtern und gleichzeitig den rechtlichen Rahmen aufzuzeigen.

Um die Fragen der Betroffenen – ob Interessenten oder Empfänger – auf direkte und klare Weise zu klären, wurden ferner FAQs (Frequently Asked Questions) der Sozialhilfe Biel erstellt. Der Text dieser FAQs wurde ebenfalls von einer externen Firma bearbeitet und in einfacher Sprache formuliert, um die Informationen leichter verständlich zu machen. Sie sind auf der Website der Stadt Biel für alle Interessierten zugänglich. Das Besondere ist, dass die Fragen und Antworten von mit Sozialhilfe unterstützten Personen selbst geschrieben wurden, und zwar über die partizipative Gruppe der Abteilung für soziale Angelegenheiten «Ensemble – Gemeinsam». Parallel zu diesem letzten Projekt hat diese Gruppe auch alle Tipps und Tricks des Lebens in der Sozialhilfe in Biel in einem kleinen Leitfaden, «Der Sozialfuchs», zusammengefasst. Dieser wurde ebenfalls einfach lesbar gemacht und nach Themen (Essen, Kleidung, Freizeit usw.) sortiert.

Noch ist nicht alles fertig, und es gibt sicher noch Verbesserungs- und Vereinfachungsmöglichkeiten. Aber mit diesen verschiedenen Arbeiten zur Vereinfachung der Sprache und der Kommunikation versucht die Abteilung Soziales der Stadt Biel – die zudem zweisprachig ist –, die Informationen möglichst allen, die sie benötigen, anzubieten. Und, wer weiss, reisst damit vielleicht sogar ein Stückchen Mauer ein! 

Emilie Clavel
Abteilung Soziales Biel