Die Koordinationsstelle Gesundheit und Soziales in Genf hilft, andere Wege aufzuzeigen, die auf die gesundheitlichen Probleme der unterstützten Personen abgestimmt sind.
Spannungsfeld Kooperation - Sanktion

Koordinationsstelle Gesundheit und Soziales als Brücke

03.06.2024
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2013 wurde im Hospice général eine Koordinationsstelle Gesundheit und Soziales ins Leben gerufen. Eine interne Arbeitsgruppe hatte sich mit der Begleitung von psychisch beeinträchtigten Personen befasst. Sie empfahl die Unterstützung der Mitarbeitenden durch die Einstellung von zwei Psychologinnen, die die Koordination von Gesundheit und Sozialem innerhalb der Institution übernehmen sollten.

Die Aufgabe der Koordinationsstelle, in der heute auch Sozialarbeitende arbeiten, besteht darin, den Kontakt zwischen dem Hospice général und den Genfer Sozial- und Gesundheitseinrichtungen sicherzustellen, um eine möglichst optimale medizinisch-psychosoziale Betreuung für durch die Sozialhilfe unterstützte Personen und Migrantinnen und Migranten zu gewährleisten. Die Arbeit der Koordinationsstelle begleitet die soziale Eingliederung und soll ein Hebel zur beruflichen Eingliederung sein oder, wenn die Situation dies nicht zulässt, andere Wege aufzeigen, die auf die gesundheitlichen Probleme der unterstützten Personen abgestimmt sind.

Zur Erfüllung dieses Auftrags wurden vier Schwerpunkte definiert:

  1. Direkte Unterstützung und Hilfestellung für die Mitarbeitenden vor Ort angesichts festgefahrener Situationen im Zusammenhang mit einer Gesundheitsproblematik bei unterstützten Personen
  2. Koordination mit dem Vereinsnetz und dem psychosozialen institutionellen Netz, um die Aktivierung unterstützten Personen zu erleichtern
  3. Gestaltung von Partnerschaften, um den unterstützten Personen geeignete Massnahmen zur sozialen Integration vorzuschlagen
  4. Projekte und Entwicklungen der Koordinationsstelle

Der erste Schwerpunkt bietet Sozialarbeitenden die Möglichkeit, Fälle zu melden, bei denen sie nur schwer vorankommen und bei denen die Barrieren auf psychosoziale und/oder medizinische Probleme der Unterstützten zurückzuführen sind. Die Sozialarbeitenden können der Koordinationsstelle per Telefon, E-Mail oder mittels Sprechstunden in den Sozialzentren ihre Fälle schildern. Die Mitarbeitenden der Koordinationsstelle versuchen dann, ihr Fachwissen und ihre spezifischen Kenntnisse in diesen Austausch einzubringen, um die Fachleute bei ihren komplexen Betreuungen zu unterstützen.

Gelegentlich organisiert die Koordinationsstelle auch Workshops und Schulungen in den Sozialzentren mit Partnern, die auf Gesundheitsthemen spezialisiert sind, zum Beispiel mit dem Verein Trajectoires. In diesen Sitzungen werden vielfältige Themen wie Verleugnung, Sucht, eigene Ansichten über psychische Erkrankungen oder auch kulturelle Aspekte behandelt, die manchmal mit einer sozialmedizinischen Betreuung zusammentreffen.

Verbindungen pflegen

Der zweite Schwerpunkt sieht vor, dass die Abteilung nicht nur Brücken zum Genfer Gesundheits- und Sozialnetz baut, sondern auch in der Lage ist, diese Verbindungen regelmässig zu pflegen. Um die Arbeit mit komplexen Gesundheitssituationen optimal auszuführen, ist beispielsweise die Zusammenarbeit mit medizinischem Fachpersonal unerlässlich. Um diese gegenseitige Nutzung von Kompetenzen zu konkretisieren, hat die Koordinationsstelle der Ärztevereinigung des Kantons Genf vorgeschlagen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich regelmässig über fächerübergreifende Themen austauscht. Daraus entstand ein Kompetenznachweis, ein Dokument, das heute innerhalb des Hospice général in der Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten der Leistungsempfänger verwendet wird. Netzwerkaktivitäten, die Teilnahme an gemeinsamen Veranstaltungen und an Arbeitsgruppen auf kantonaler Ebene vervollständigen diesen zweiten Schwerpunkt. Auf diese Weise können die Massnahmen zugunsten der Nutzerinnen und Nutzer maximiert werden.

Der dritte Schwerpunkt konzentriert sich auf die soziale Eingliederung und darauf, wie entsprechende Angebote mit Partnerschaften erlangt werden können. Den unterstützten Personen ein Sprungbrett zu einer beruflichen Laufbahn zu bieten oder sie zu ermutigen, einen Moment über sich selbst nachzudenken, scheint manchmal notwendig zu sein, um wieder in eine engagiertere Zukunft zu starten.

So können sie zum Beispiel an künstlerisch inspirierten Workshops wie Kunsttherapie teilnehmen oder eine Geschichte über ihr Leben schreiben, die als Theaterstück aufgeführt wird. Es werden auch angepasste Aktivitäten angeboten, die den Körper und die Beweglichkeit stärken. Diese Mobilisierung ist besonders für Alleinstehende und Menschen, die oft sitzen, sehr willkommen, denn sie haben häufig im Laufe ihres Lebens ihren Körper vernachlässigt und ihn zu wenig bewegt, als dass sie einer gewissen körperlichen Belastung standhalten könnten.

Programm für Personen mit Suchtproblemen

Eine noch spezifischere Massnahme wurde in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Genf ins Leben gerufen und mit der Stiftung «Genève roule» entwickelt. Sie richtet sich an Personen, die unter den Folgen ihres Suchtverhaltens leiden. Diese Zielgruppe kann eine besondere Herausforderung darstellen, insbesondere wenn es darum geht, sie bei einem sozioprofessionellen Projekt zu begleiten. Für sie ist es eine besondere Herausforderung, eine regelmässige medizinische Betreuung zu akzeptieren oder in Anspruch zu nehmen, und wenn es eine solche gibt, reicht sie manchmal nicht aus, um eine echte Verhaltensänderung zu bewirken.

In Zusammenarbeit mit den beiden oben genannten Partnern schlug die Koordinationsstelle vor, dass diese Personen eine Wiedereingliederungsmassnahme (in Bereichen wie Verwaltung, Empfang, Mechanik oder Reinigung) absolvieren und gleichzeitig von einem Job-Coaching profitieren, das von in Suchtfragen ausgebildeten Pflegekräften durchgeführt wird. Die Kombination von sozialen und pflegerischen Massnahmen, die direkt in der Stadt – am Ort der Aktivität – angesiedelt sind, soll diesen unterstützten Personen eine weitere Möglichkeit bieten, ihren Platz in der sozioprofessionellen Welt schrittweise (wieder) einzunehmen.

Der letzte Schwerpunkt der Koordinationsstelle konzentriert sich schliesslich auf die kontinuierliche Weiterentwicklung der Aktivitäten der Koordinationsstelle. Das geschieht durch die regelmässige Suche nach aktuellen wissenschaftlichen und erfahrungsbasierten Informationen aus dem Gesundheits- und Sozialnetzwerk, um bewährte Praktiken innerhalb der Koordinationsstelle zu implementieren. Die ständige Verbindung mit dem Hospice général und seinem Netzwerk ist eine unabdingbare Voraussetzung, um den von der Sozialhilfe unterstützten Personen wirksame Massnahmen vorzuschlagen. Der Austausch mit Betroffenen – den eigentlichen Leistungsempfängern – über die ihnen angebotenen Leistungen ist ein wichtiger Aspekt, der die Aktivitäten der Koordinationsstelle unterstützt.

Die vier oben beschriebenen Schwerpunkte sind zweifellos miteinander verflochten, und der eine kann sich ohne den anderen nur schwerlich entwickeln. Ebenso wenig wäre die Existenz der Koordinationsstelle ohne die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ressourcendiensten – insbesondere der Arbeitsintegration und dem Wohnungswesen – des Hospice général denkbar. Ein flexibler und innovationsfördernder institutioneller Arbeitsrahmen ermöglicht es der Koordinationsstelle, optimal zu funktionieren.

Die Zukunft der Koordinationsstelle liegt in der Festigung ihrer bisherigen Leistungen, aber auch in einer gewissen beruflichen Entwicklung: Die Anwendung des ab 2025 geltenden Sozialhilfegesetzes und die Bekämpfung der Prekarität versprechen einen erweiterten Fokus für die zukünftige Entwicklung dieser Abteilung.

Magali Gani
Hospice général, Koordinationsstelle Gesundheit und Soziales